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TANGER – MAROKKO / EINE REISE IN EINE ANDERE WELT

Tanger, Hafen

Hier in Tarifa, am Anfang des Estrecho (der Straße von Gibraltar), legt täglich mehrmals die Fähre nach Marokko (Tanger) ab. Ich werde oft gefragt, ob sich diese Reise lohnt.

Ich bin in den vergangenen Jahren mehrfach übergesetzt, auf den anderen Kontinent und ich kann nur sagen: ja, es lohnt sich!

Es ist wirklich eine andere Welt und man muss es erlebt haben.

Zunächst einmal ein paar Eckdaten:

Selbstverständlich kann man eine geführte Tour bei einem der Reiseveranstalter buchen. Dies ist unkompliziert und man wird zu allen Sehenswürdigkeiten gebracht. Allerdings ist man auch meist gekennzeichnet durch einen Button der Reiseagentur auf dem Shirt und somit ein entsprechendes „Opfer“ der Händler in der Medina. Mit Button kostet wahrscheinlich alles das 5fache.

Ich bin immer auf eigene Faust rübergefahren und hatte nie schlechte Erlebnisse. Man kauft im Hafen von Tarifa eine Fahrkarte für Hin- und Rückreise und bekommt das Formular für das Tagesvisum direkt dazu. Die Kosten liegen derzeit bei ca. 70€. Das Formular ist auf spanisch und englisch, so dass es eigentlich jeder ausfüllen kann. Ein gültiger Reisepass ist Pflicht. Die Fahrt mit der Fähre dauert ca. eine Stunde und während der Reise holt man sich an Bord den Stempel für die Einreise. Bitte beachten, dass Marokko eine Zeitverschiebung von 1er Stunde hat, damit man nicht die letzte Fähre zurück verpasst.

Im Hafen von Tanger angekommen erwarten einen mit 100prozentiger Sicherheit schon die ersten, etwas aufdringlichen „Reiseführer“. Doch wer konsequent bleibt, der hat auch schnell Ruhe und kann seinen Weg alleine gehen. Wenn man plant, dort eine Shoppingtour zu machen, dann ist es ratsam, direkt am Hafen in den Wechselstuben Geld zu wechseln. Der Preis in Euro wird sicherlich höher ausfallen.

Den einen Kilometer zur Medina kann man ganz problemlos zu Fuß gehen. Sobald man das erste Tor passiert hat, fühlt man sich wirklich wie in einer anderen Welt. Zunächst einmal muss man auf den Verkehr aufpassen. Es gibt dort kleine Transporter mit nur einem Vorderrad die mit Höchstgeschwindigkeit durch die Straßen brettern. Da hilft nur zur Seite springen.  In der Medina findet man unzählige kleine Läden mit Silberschmuck, Lederwaren, Teppichen, Porzellan, Körben, Gewürzen und Heilpflanzen. Überall riecht es nach Minze, Curry, Zimt und allerlei anderen Gewürzen und Pflanzen. Handeln ist ein unbedingtes „Muss“ und ich würde empfehlen, nicht gleich zu kaufen sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt. Silberschmuck wird übrigens gewogen. Der Preis wird nach Gewicht berechnet.

Tanger Marokko Archiv 2016
Medina Tanger Marokko

Klar wird man angesprochen und klar laufen bettelnde Kinder einem hinter her und wollen Kaugummi usw. verkaufen. Aber es liegt an jedem selbst, wie er damit umgeht. Ich haben den Kindern nichts abgekauft, ihnen aber gerne ein paar Münzen geschenkt, damit sie sich etwas zu trinken kaufen können. Das tut niemandem weh und man muss auch keine Angst haben, dass danach Scharen von Kindern auf einen zu kommen.

Tanger – Marokko Archiv 2016

Der Wochenmarkt findet in Tanger auf dem Boden statt. Die Händler tragen über ihren Kopftüchern noch bunte Hüte und sitzen mit ihren Waren wie Kartoffeln, Gemüse, Salat und Obst auf dem Boden der engen Gassen. Es gibt allerdings auch eine Markthalle, die vom Geruch her nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Menschen ist. Da hängt schon mal das ein oder andere Tier mit abgezogenem Fell am Haken. Mein Ding ist diese Halle eher nicht.

Ein Getränk kann man in der Regel in allen Restaurants in der Medina zu sich nehmen. Vielleicht sollte man auf die Eiswürfel verzichten, aber ansonsten völlig unproblematisch. Auch die sanitären Anlagen haben einen guten Standard.

Die Öffnungszeiten der Geschäfte sind in Tanger so wie in Spanien. Um 14.00h schließt alles und öffnet um 17.00h wieder. Ich würde als Reisetag nicht unbedingt einen Freitag empfehlen, da der Freitag in moslemischen Ländern unserem Sonntag gleichkommt und ab 14.00h der Muezzin zum Freitagsgebet ruft. Dann ist alles andere geschlossen.

Ansonsten sollte man sich nicht über die vielen Schafe mitten in der Stadt wundern, Sie werden häufig mitten durch die Altstadt getrieben. Auch, dass das ein oder andere Hostal die Handtücher auf einem Wäscheständer mitten in der Fußgängerzone trocknet, gehört zum Stadtbild.

Tanger, Archiv 2019
Tanger, Archiv 2016

Eine kleine Pause kann man sich in einem wunderschönen Park am Ende der Medina gönnen. Dort kann man ungestört in mitten der Einheimischen auf der Wiese im Schatten unter einem Baum sitzen und einen Snack zu sich nehmen. Unbedingt mal eine Cola mit arabischem Schriftzug kaufen.

Die Neustadt beginnt hinter der Medina auf der linken Seite. Ein Paradies für Plagiat Fans. Wer sich dort ausleben möchte sollte allerdings nicht vergessen, dass diese Waren auch noch weitere Grenzen bis zum Heimatort passieren müssen.

Alles in allem kann ich wirklich nur empfehlen, diese Reise in eine andere Welt zu unternehmen. Wann hat man schon mal die Möglichkeit einen Tag auf einem anderen Kontinent zu verbringen?

Feria de Tarifa

Feria Virgen de la Luz

Feria de Tarifa

Jedes Jahr am 01.Samstag im September beginnt die traditionelle Feria de Tarifa. Schon Wochen vorher wird es sehr geschäftig in der Stadt. Alles wird herausgeputzt, auf dem Festplatz beginnen die ersten Aufbauten der Casetas (Festzelte) und dem dazugehörigen Rummelplatz. In der ganzen Stadt wird Festbeleuchtung angebracht. Man spürt überall die Vorfreude auf diese spektakuläre Woche.

Aber zunächst erstmal etwas zur Geschichte der Feria: Jede Stadt hier in Andalusien hat eine Schutzpatronin oder einen Schutzpatron. In Tarifa ist es die Virgen de la Luz (die Jungfrau des Lichts). Diese steht das ganze Jahr über im ca. 9 km entfernten Santuario (Kloster) und wird am ersten Sonntag im September traditionell in die Stadt gebracht. Seit 1914 wird dieser Zug von unzähligen Menschen und Reitern in traditioneller Tracht mit ihren Pferden begleitet. Bis zum Jahr 2000 war es ausschließlich den Männern vorbehalten, bei diesem großen Ereignis mitzureiten. 3 mutige Frauen haben sich in dem Jahr gewagt, mit zu reiten. Es muss ein großes Spektakel gewesen sein, was sich dort damals ereignet hat. Nicht jeder war erfreut über diese mutigen Reiterinnen. Aber letztendlich haben die Damen sich durchgesetzt und heute reiten Frauen genauso wie Männer bei der Cabalgata mit.

Für die Männer der Stadt ist es eine große Ehre, die überlebensgroße Statue den ganzen Weg bis zur Kirche San Mateo unten in der Stadt tragen zu dürfen.

La Virgen de la Luz

Schon Wochen vorher sieht man die Reiter, wie sie mit ihren Pferden den Nachtritt üben. Einer meiner Nachbarsjungen, ca. 14 Jahre alt, ist den ganzen Sommer jeden Abend stundenlang geritten und erst im dunklen mit Taschenlampe zurückgekommen.

Am Festtag startet die Cabalgata in den Nachmittagsstunden am Kloster. Der Weg dauert ca 5 Stunden und führt teilweise über die Nationalstraße N340 (die einzige Verbindung zwischen der Costa del Sol und der Costa de la Luz), welche eigens für die Prozession für 1 bis 2 Stunden gesperrt wird. Er führt durch die ganze Stadt und durch die kleine Puerta de Jerez in die Altstadt bis hinunter zur Kirche San Mateo. Auf dem gesamten Weg stehen unzählige Menschen aus der gesamten Provinz um die Virgen und ihr Gefolge willkommen zu heißen.

Cabalgata de Tarifa

Die meiste Gänsehaut bereiten mir die mitreitenden Kinder. Teilweise sind sie nicht älter als 4 oder 5 Jahre. So ein Festtag beginnt auch für sie schon in den Morgenstunden mit dem Putzen des Pferdes. Teilweise noch mit langer Anfahrt. Spätestens am Mittag machen sich die Reiter auf den Weg zum Treffpunkt am Santuario. Nach Ankunft an der Kirche gibt es noch eine Predigt unter freiem Himmel und dann reitet jeder Reiter noch mal mit einer Verbeugung an der Virgen de la Luz vorbei. Erst danach wird der Rückweg angetreten. Es sind mindestens 12 Stunden und davon mindestens 10 Stunden im Sattel. Jeder der schon mal auf einem Pferd saß, weiß was das heißt.

Im Anschluss an die Andacht geht es auf den Festplatz. Alle machen sich hübsch zur Feria. Es gibt schon Wochen vorher keine Friseur- oder Maniküre Termine mehr. Viele Frauen und Mädchen tragen die traditionellen Flamenco Kleider. Jeder, wirklich jeder ist voller Freude und es wird getanzt, gelacht und getrunken bis zum nächsten Morgen. (Und ich meine wirklich „Morgen“, die Zelte sind an bestimmten Tagen bis 6.30 h geöffnet)

Eine ganze Woche wird spektakulär gefeiert. Die Stadt ist voller Menschen und es gibt ein Festprogramm für jeden einzelnen Tag.

Unter anderem findet ein Reitwettbewerb am Strand statt. Dazu finden sich alle Teilnehmer mit Pferd am Los Lances statt. Es gibt ein Rennen und einen Geschicklichkeitswettkampf bei dem Bänder von einem eigens aufgestellten Bänderbaum mit einem Stab geholt werden müssen.

Pferderennen am Strand

Am 08.September gibt es noch einen lokalen Feiertag. Der „Dia del Caballo“ (der Tag des Pferdes). Es ist wunderschön anzuschauen, wie sich Reiter und Pferde auf dem Festplatz präsentieren. Es geht schon mittags los und dauert bis zum Abend. Immer wieder kommen neue Reiter hinzu und in den Zelten wird gegessen, gelacht und getanzt. Auch hier sind die Kinder wieder involviert, reiten entweder selbst in traditioneller Kleidung oder werden mit in den Sattel genommen. Und der ein oder andere Reiter reitet mit seiner Freundin im „Gitana Kleid“ zusammen auf den Festplatz. 

Dia del Caballo, Tarifa
Dia del Caballo, Feria Tarifa
Feria Tarifa, Dia del Caballo

Am Sonntag darauf wird die Virgen de la Luz nach einer Andacht in den Abendstunden mit einer Prozession wieder zurück zum Kloster gebracht. Einige Frauen tragen eine Mantilla, ein schwarzer Kopfschmuck mit einem langen Spitzenschleier. Um genau 0.00h endet die Feria mit einem riesigen Feuerwerk, welches über ganz Tarifa zu sehen ist.

Es war eine tolle Woche die einen in eine Welt der alten Traditionen eintauchen lassen hat. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich freue mich auf`s nächste Jahr.

Tarifa – Shoppingtour

Tarifa Bohostyle

Der Tarifavibe ist allgegenwärtig. Tarifa steht neben Wassersport für Yoga, Kunst und Boho.  Somit haben hier einige Künstler, Designer und Modemacher ihren „Place to be“ gefunden.

In den zahlreichen Shops der Altstadt sowie auch auf der Haupteinkaufsstraße findet ihr unzählige kleine Boutiquen mit ausgefallener Mode, Accessoires und Wohnaccessoires im Bohostyle.

Tarifa Soul

Da der Bohemian Look perfekt den „Tarifa Lifestyle“ wiederspiegelt, ist es nicht verwunderlich, dass hier einige Labels ihren Ursprung gefunden haben. Eines, der bekanntesten ist Tarifa Soul, welches mittlerweile seine wunderschönen Kleider, Tuniken und Wohnaccessoires weltweit verkauft.  Auch Maria Malo, deren Shop man direkt auf der Calle Ntra.Sra de la Luz findet, gehört zu den Labels, die in Tarifa entstanden sind.

Tarifa Soul 2

Einer meiner persönlichen Lieblingsstores ist ALMA LIBRE, ein kleiner Laden, versteckt in den verwinkelten Gassen der Altstadt mit eigener Kollektion im EtnoStyle.

Alma Libre, Tarifa

Tollen handgefertigten Silberschmuck gibt es im OCEANO BY OTTO 28. Dort kann man sich das ausgewählte Schmuckstück in Wunschfarbe anfertigen lassen.

Ebenfalls handgemachten Lederschmuck findet ihr in der AUTENTIC LEATHER FACTORY und nicht zu vergessen, die Message Lederarmbänder von BIBI, ebenfalls eine ortsansässige Designerin, die ihre Produkte allesamt selbst von Hand fertigt und die in vielen Shops in Tarifa angeboten werden.

Neben ausgefallenen Taschen und Kleidern findet ihr handbemalte Bullenköpfe im TRES GALLOS, unweit der Markthalle.

Tres Gallos, Tarifa

Wer es lieber etwas sportlicher und mag, der ist bei MADE IN TARIFA, LEVANTERA TARIFA oder SUMMERSTORIES bestens aufgehoben. Shirts, Hoodies, Taschen, Kissenhüllen und vieles mehr haben die Designer hier neben Mode und Schmuck zu bieten.

Made in Tarifa

Ausgefallene Möbel aus Indien gibt es bei BOMBAY ARTE am Ortsausgang und balinesische Möbel und Wohnaccessoires findet ihr neben toller Bademode bei EXPLORA auf der N340, nahe dem Valdevaqueros.

Auch wenn ich mittlerweile jeden Winkel der Stadt kennen sollte, ist es immer wieder spannend, in den Shops zu stöbern und das ein oder andere ausgefallene Teil zu erstehen. Hier findet ihr keine Massenware, Modeketten oder Mainstream Mode.

Sollte ich euch Lust auf einen Shopping Trip nach Tarifa gemacht haben, wünsche ich euch viel Spaß beim bummeln.

9 Monate Tarifa

Mein Resümee nach 9 Monaten in Tarifa

Nach den ersten 9 Monaten hier in Tarifa, gibt es heute mal keinen Reiseführer sondern einen Bericht über Land, Leute, das Klima und mein Leben hier.

Wetter – Wind – Winter in Tarifa

Durch die Meerenge von Gibraltar hat Tarifa ein sogenanntes Microklima. Im Sommer, wenn der Rest der Küste schwitzt, haben wir hier in der Regel nicht mehr als 30 Grad. Am Vormittag und gegen Abend ist es angenehm kühl, so dass man wunderbar schlafen kann. Meist ist es 5 Grad kälter, als am Rest der Küste.

Der Winter hat auch mal wirklich kalte Tage, wobei ich hier von 9 oder 10 Grad spreche. Allerdings regnet es gerne und viel. Die Feuchtigkeit ist gewöhnungsbedürftig, die Straßen sind aufgrund der fehlenden Kanalisation schnell geflutet, oder wie bei mir im Campo, manchmal unpassierbar.

Bevor ich weiterschreibe, möchte ich kurz meine Wohnsituation erklären, damit man eine Vorstellung hat, wie es hier aussieht und dass es selbstverständlich unten in der Altstadt oder im Villenviertel La Pena wieder anders ist.

Ich wohne in einem kleinen Haus mit Garten im Campo, auf Deutsch „auf dem Land“, relativ zentral zur Stadt (5 Min), allerdings ohne asphaltierte Straße. Ich heize im Winter mit Elektroheizungen und mein heißes Wasser kommt über eine Gasflasche.

Hier im Campo fällt bei Regen auch gerne mal der Strom aus. Mal nur eine Stunde, mal auch 5 oder 6. Ist natürlich im Winter nicht so toll, wenn dann weder Heizung noch Herd funktioniert, aber man gewöhnt sich dran.

Ungemütlich wird es, wenn Regen und der berühmte Tarifa Wind zeitgleich ihr Bestes geben. Dann könnte auch das Internet zusätzlich ausfallen. Am besten, man geht dann in eine der Bars und macht es sich dort gemütlich.

Playa de los Lances, Tarifa

Der Wind ist im Winter eher lau, von Frühjahr bis Herbst dafür umso heftiger. Meist bleibt er 3 Tage und flaut dann ab. Am Anfang habe ich noch gegen ihn gekämpft und versucht mein Programm trotzdem durchzuziehen. Mittlerweile handhabe ich es wie die Einheimischen und bleibe bei Wind zuhause oder mache einen Ausflug in eine der wunderschönen Städte in der Umgebung. Wenn man nicht gerade zum kiten hier ist, kann er ab und an echt anstrengend sein. Zum einen macht er müde und die permanente Geräuschkulisse ist auch nicht ohne, zum anderen muss man alles was nicht gerade fest verankert ist, retten. Der Vorteil ist, die Wäsche trocknet im Minutentakt, der Nachteil ist, man sollte den Wäscheständer am besten einbetonieren, sonst tanzt er durch den Garten. Es kann durchaus passieren, dass man bei extremen Levante 12km Strand für sich alleine hat. Allerdings ist es mit einem Sonnenbad so eine Sache, denn es ist schon eine Kunst, das Handtuch überhaupt einigermaßen passabel in den Sand zu legen, vom Permanent peeling mal ganz abgesehen. Aber ein schöner Strandspaziergang, bei dem man sich über die Frisur absolut keine Gedanken machen sollte, ist durchaus machbar und eine einzigartige Chance, so tolle Fotos zu schießen.

Nichts desto trotz überwiegt die einzigartige Schönheit dieser puren Naturgewalt mit wundervollen Sonnenauf- und -untergängen, klarer Sicht auf Afrika und Gibraltar, sowie Wanderungen durch dieses traumhafte Campo gegen eine ruinierte Frisur oder fliegende Wäsche.

Die Menschen

Ich lebe in einer Kleinstadt mit 21.000 Einwohnern. Neben den gebürtigen Tarifenos, die manchmal ein wenig stur rüberkommen, aber dennoch herzensgut sind, wenn man sie näher kennenlernt, leben hier Menschen aus der ganzen Welt. Die Guiris, wie die Spanier die Ausländer nennen, sind meist Leute, die von der Schönheit dieses Ortes genauso fasziniert waren/sind wie ich selbst und einfach geblieben sind. Neben vielen Europäern, gibt es hier Südamerikaner, Amerikaner, einige Afrikaner und auch die Karibik ist vertreten. Man kennt sich untereinander und man ist nett zueinander. Wenn ich morgens in die Stadt fahre um meine Erledigungen zu machen, gibt es immer jemanden den ich treffe. Mittlerweile fühle ich mich sehr zuhause, wenn ich in meine Straße fahre. Hier wohnen überwiegend Spanier. Man winkt sich zu wenn man sich sieht und tauscht auch gerne mal ein paar Sätze aus und wenn ich mal Hilfe brauche, ist immer jemand zur Stelle. Von meinem direkten Nachbarn bekomme ich frische Eier von freilebenden glücklichen Hühnern und einen besseren Wecker als der Hahn am frühen Morgen kann man sich kaum vorstellen. Ein paar Meter weiter gibt es freilaufende Kühe mit Kälbchen mitten auf der Straße und die circa 15 Katzen aus der Nachbarschaft kommen auch gerne mal zu Besuch.

Campo de Tarifa

Die Tarifenos kaufen lokal, so dass auch kleine Geschäfte, wie die 3 oder 4 Gemüsehändler, die Ferreteria (ein Geschäft für Werkzeug, Schrauben etc ) und auch die Merceria (Laden für Kurzwaren wie Knöpfe, Stoffe, Reißverschlüsse etc.) überleben können. Wie gesagt, man kennt sich. Und niemand ist schlecht gelaunt, wenn er eine halbe Stunde aufgrund der Corona Maßnahmen vor dem Geschäft in der Schlange stehen muss.

Das Fitnessstudio in dem ich trainiere ist in einem Topzustand und 5 Minuten von meinem zuhause entfernt. Auch hier kennt und grüßt man sich. Was mich am meisten fasziniert ist, dass es in der Mitte des Raumes einen Balken mit ein paar Regalbrettern gibt und die Leute dort ihre Handys, Autoschlüssel etc. ablegen. Wenn ich das mit Deutschland vergleiche, wo es noch zusätzlich kameraüberwachte Spinde für Wertsachen gibt, ist das für mich ein Paradebeispiel für „hier ist die Welt noch in Ordnung“.

Ich habe hier wirklich tolle Leute kennengelernt und bekomme super viele gute Tipps, wie man mit den kleinen Alltagsproblemen wie Feuchtigkeit, Gasflasche anschließen usw. umgeht.

Leider ist auch hier das coole, für Tarifa bekannte Social life aufgrund der Pandemie stark eingeschränkt, aber es findet sich immer eine Möglichkeit um ein Glas Wein im Beachclub zum Sunset oder ein paar leckere Tapas in einem der unendlich vielen, wirklich guten Restaurants zu genießen.

Mein Fazit nach 9 Monaten Tarifa:

Ich bin wesentlich selbstreflektierter und entspannter seitdem ich hier lebe. Der wahre Luxus besteht darin, dass ich abends keine Angst haben muss, alleine nach Hause zu gehen, dass ich keinen falschen Zielen mehr nachjage und Zufriedenheit nicht mehr an Erfolgen messe.

Tarifa ist sportlich

Selten habe ich so viele Sportler und eine so große Palette von Sportangeboten gesehen wie in Tarifa.

Tarifa Kite Los Lances Norte

Bekannt ist Tarifa natürlich in erster Linie in der Kite- und Surfszene. Das ganze Jahr über kann man die bunten Schirme auf dem Wasser sehen. Von daher ist das Angebot an Kite- und Surfschulen hier immens groß. Besonders am Los Lances Norte, La Pista genannt, starten täglich die Kiteschulen mit ihren Kursteilnehmern. Es gibt Einzelkurse, Gruppenkurse und auch Kite Camps, natürlich aufgeteilt, in Anfänger, Fortgeschrittene usw. Ich werde im Beitrag noch ein paar benennen. Ich muss sagen, dass extrem auf Sicherheit geachtet wird, und immer ein paar Boote im Wasser sind, um zu helfen, wenn man nicht mehr aus dem Wasser kommt. Die Coaches kommen aus aller Herren Länder und sind meist mehrsprachig. Noch eine Anmerkung von mir: Wenn ihr euch zu einem Anfängerkurs entschließt, seid nicht traurig, wenn ihr es nach ein paar Tagen gerade mal aus dem Wasser schafft. Die Jungs und Mädels hier, stehen jeden Tag auf den Boards, egal bei welchem Wetter. Auch sie haben ein paar Jahre gebraucht, um sich mit dieser Eleganz und Leichtigkeit zu bewegen.

Hier einige Links: www.surfers-p.de, www.kiteboarding-club.de, www.surfers-life-tarifa.de, www.bullschool.com, www.oceankiteschooltarifa.com, www.kitecamptarifa.com, www.rebelstarifa.com, www.kiteobsession.com, www.surfertarifa.com, www.tarifamax.com, www.bibowatersports.com, www.tarifakiteexperience.com, www.ion-club.net, www.adrenalinkitearea.com, www.freeyourmindexperience.com

Wie man sieht, das Angebot ist mehr als groß.

In der Hauptsaison ist der Valdevaqueros der richtige Ort für die Profis, die keine Instructor mehr benötigen.

Um vorerst beim Wassersport zu bleiben, komme ich jetzt zum Tauchen: www.divingtarifa.com, www.scorporatarifa.com und www.leonmarino.surf bieten Tauchgänge und Kurse zu annehmbaren Preisen an.

Gegen Abend sind auch die Angler an allen Stränden vertreten. Angelbedarf bekommt man bei www.nordestetarifa.com.

Hier, und damit komme ich zum nächsten Thema, kann man auch Fahrräder leihen, um die Küste entlang zu fahren.  Wer es lieber motorisiert mag, der ist bei www.quadstarifa.com richtig. Auf der Landseite von Tarifa, am Ende der Stadt gibt es sogar eine Motorcross Strecke.

Der Traum vieler Reiter, am endlosen Strand im Sonnenuntergang zu galoppieren, geht hier ebenfalls  in Erfüllung. Es gibt mehr als genug Reitställe, die entsprechende Strandritte und auch Wanderritte in den Parque Natural del Estrecho anbieten. Um hier nur einige zu nennen: www.tarifahip.com  www.aventuraecuestre.com  www.aventurasdelsur.com

Horse Riding Tarifa

Wer auf sein Fitnessprogramm auch während des Urlaubs nicht verzichten möchte, der kann im www.ontarifa.com oder www.fitnesstarifa.com mit 6er oder 12er Karten die Hanteln schwingen.

Yoga Interessierte schauen bei www.mandalablueyoga.es oder www.mamatierra.com mal vorbei. Auch im Hurricane Hotel finden regelmäßig Yogakurse statt.

Wirklich spannend wird es auch bei Wanderungen rund um Tarifa. Auf der linken Seite von Tarifa befindet sich die La Caleta. Es ist nicht ganz ungefährlich, hier über die Klippen zu laufen, aber der Ausblick ist unbezahlbar. An klaren Tagen kann man bis Ceuta schauen. Ansonsten hat der Parque Natural del Estrecho mit 18 ha Fläche, einiges an Wanderwegen zu bieten. Ein wenig Vorsicht ist geboten wegen der dort lebenden Schlangen, da das nicht nur Nattern sind. Ich hatte da so meine Begegnungen.

La Caleta Tarifa

Wem wandern nicht reicht, der fährt für eine Klettertour nach Betis zum Felsen San Bartolo. Dort gibt es über 250 Kletterrouten. www.girasol-adventure.com bieten dort auch geführte Touren und Kurse an.

Zu guter Letzt komme ich zum Laufen/Joggen. Selbst ich als Cardio-Verweigerer bin hier zum Laufen gekommen.  Es gibt super viele Laufstrecken. Die bekannteste ist entlang dem Passeo Maritimo. Wem das nicht reicht, der läuft auf dem Steg am Strand über den Rio de la Jara hinweg weiter bis zum Ende und/oder über die Hauptstraße hinweg über La Vega zurück zum Strand. Da kommen auf jeden Fall ein paar Kilometer zusammen.

Rio de la Jara, Tarifa

Tarifa Altstadt

Bei einem Besuch in der Altstadt von Tarifa fühlt man den Tarifavibe sofort. Teilweise umgeben von den historischen Stadtmauern, betritt man die Altstadt durch die Puerta de Jerez. 

Puerta de Jerez

Die engen Gassen zwischen den alten weißen Häusern, laden direkt auf eine Erkundungstour ein. Wobei ich sagen muss, dass ich mich auch heute hier noch das ein oder andere Mal verlaufe.

Tarifa Altstadt

Nicht nur die Gassen sind verwinkelt. Auch die Häuser selbst sind, wenn man die wunderschönen Patios betritt, sehr verwinkelt angelegt. Wer sich für eine Bleibe in der Altstadt entscheidet (sehr gut über airbnb zu buchen), der sollte auf jeden Fall mit ein paar Orientierungsproblemen rechnen. Die Aussicht auf den Dachterrassen entschädigt hierfür aber zu 100 Prozent. Die meisten Häuser sind so angelegt, dass man bei guter Sicht, bis Afrika schauen kann. Somit kann auch ein ruhiger Abend auf dem Rooftop sehr vielversprechend sein.

Über den Dächern von Tarifa

Wer sich gerne ins Getümmel stürzt, der sollte sich in den Stadtkern begeben. In fast allen Gassen findet man kleine, gemütliche Restaurants, die überwiegend sehr gesundes, teilweise international zubereitetes Essen zu annehmbaren Preisen anbieten. Ich werde in einem meiner nächsten Beiträge noch meine persönlichen Empfehlungen dazu aussprechen. Besonders, der für Tarifa typische Atun rojo (der rote Tunfisch) wird hier auf alle möglichen Arten zubereitet.  Mitten drin, findet man immer wieder kleine Plätze, auf denen abends die Musiker während des Abendessens ihre Songs zum Besten geben. In Spanien isst man spät zu Abend, meist füllt sich die Altstadt zwischen 21 h und 22 h.

Tarifa Altstadt
Tarifa Oldtown

Für Selbstversorger empfehle ich die Markthalle unten in der Altstadt. Hier gibt es täglich frischen Fisch und Gemüse, so dass auch beim selbst kochen, höchste Qualität auf den Teller kommt.

Nach dem Essen geht es weiter in eine der beliebten Bars und Clubs. Bis 22.00 h ist Happy Hour, somit wirklich gute Cocktails zu kleinen Preisen.  Hier trifft man auf ein internationales Publikum und findet schnell Kontakt.

Wer es historisch mag, der wird auf der Burg von Guzman el Bueno, erbaut um 960, auf seine Kosten kommen. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des Hafens. Ich will hier nicht mit Wikipedia Zitaten langweilen, von daher soll sich jeder selbst bei Interesse dazu belesen.

Tarifa Altstadt

Die Kirche San Mateo befindet sich auf der Hauptstraße in der Altstadt. Wer an einem Gottesdienst teilnehmen möchte, kann im Touristikbüro auf der Hafenpromenade die aktuellen Uhrzeiten erfragen. Hinter der Kirche führt eine Straße hoch zum Miramar. Hier hat man Sicht auf Marokko, den Hafen und die komplette Altstadt. Es lohnt sich auf jeden Fall auf den Torre de Miramar zu klettern.

Vom direkt an die Altstadt grenzenden Hafen aus, fährt eine Fähre mehrmals täglich nach Tanger. Somit ist man, je nachdem, für welche Fährgesellschaft man sich entscheidet, binnen 25 Minuten bzw. einer Stunde in Afrika. Die Kosten belaufen sich pro Person, wenn man keine Sightseeing Tour bucht, auf ca. 60,00€ für Hin- und Rückfahrt. Ich habe es schon mehrmals gemacht und es lohnt sich auf jeden Fall. Hier ist zu beachten, dass Marokko während der Sommerzeit eine Zeitverschiebung von einer Stunde hat. Sonst könnte es passieren, dass die letzte Fähre des Tages weg ist und das Tagesvisum abläuft.

Außerdem bieten mehrere Unternehmen, unter anderem das Meeresforschungsinstitut FIRMM,  Whale-Watching Touren an, die im Hafen von Tarifa starten. Wer nicht unter Seekrankheit leidet, sollte sich das nicht entgehen lassen.

Zu guter Letzt noch ein paar Zeilen zu den Shops in der Altstadt. In fast jeder Gasse der Altstadt sind zahlreiche kleine Shops, gefüllt mit Mode, Schmuck, Kunsthandwerk zu finden. Die Öffnungszeiten sind meistens von 10.00 h bis 14.00 h und ab 17.00 h bis 22.00 h. Hier gibt es jede Menge Souvenirs zu entdecken, aber auch dazu werde ich noch in einem gesonderten Beitrag näher berichten.

Tarifa Altstadt Shopping

PUNTA PALOMA

Punta Paloma, Tarifa Spain

Die Punta Paloma ist auf jeden Fall einen Ausflug wert, sie befindet sich zwischen Tarifa und Bolonia und ist die größte Wanderdüne Europas. Täglich räumen Bagger die Straße frei, da der für Tarifa typische Wind immer wieder die einzige Staße zuweht.

Jeder der hier vorbeifährt, muss wenigstens kurz am Straßenrand halten und die Aussicht genießen. Man kann die gesamte Küste bis Tarifa sehen.  Ein wenig Wüstenfeeling bekommt man, wenn man die Düne hochklettert. Es gab auch schon Leute, die mit ihren Boards dort runtergerutscht sind.

Punta Paloma View

Wer Lust auf einen Drink mit traumhafter Aussicht hat, der fährt die Straße bis zum Ende. Hier ist zwar Militärgebiet aber man darf passieren um zum Restaurant El Mirlo zu gelangen. Leider werden dort während der Saison, auf dem einzigen Parkplatz Parkgebühren von 5,00€ erhoben.

Wer es unspektakulär mag, der nutzt die erste Gablung und biegt links ab zur Playa de Punta Paloma. Hier gibt es direkt am Strand Parkplätze. In der Hauptsaison ist es allerdings Glückssache, einen zu ergattern. Ansonsten steht einem perfekten Badetag nichts im Wege.

Punta Paloma Playa, Tarifa Spain

Wer das Abenteuer mag, der fährt ein paar Meter weiter zum Parkplatz direkt an der Hauptstraße.  Von dort aus, geht es querfeldein durch den Pinienwald zum Strand. Man läuft schon ca. eine halbe Stunde und muss sich manchmal durch das Dickicht kämpfen, aber es ist spannend.

Punta Paloma Playa
Punta Paloma, Picinas naturales

Wer unten angekommen, rechts abbiegt, und über schmale Trampelpfade weiterläuft, kommt nach ein paar Minuten zu den „picinas naturales“, den durch die Felsen entstandenen Naturschwimmbädern. Hier findet sich in den Felsenvertiefungen eine sehr bekannte und beliebte Heilerde, der man nachsagt, dass sie die Haut entgiftet und heilend wirken soll und man eine wunderschöne Haut davon bekommt. Wundert euch also nicht, wenn euch dort Menschen mit Schlammmaske entgegenkommen.

Punta Paloma Beach 2020
Punta Paloma Beach, Tarifa

Noch erwähnenswert sind die genialen Lichtverhältnisse, die super geeignet sind für ein paar top Urlaubsfotos.

Foto Archiv 03/2020, 09/2020, 11/2020

Die Sache mit dem Brett

Um ein paar witzige Begebenheiten aus meinem Leben hier zu erzählen, muss ich vorweg eine Beschreibung Tarifas aus ökologischer und geographischer Sicht geben:

Tarifa ist der südlichste Punkt des europäischen Festlandes. Es gehört zur Provinz Cadiz in Andalusien.  Tarifa hat ca. 20.000 Einwohner, die nächstgrößere Stadt ist Algeciras. Die nächsten Flughäfen befinden sich in Malaga (150km), Jerez de la Frontera (135km) oder Gibraltar (40km).

Von Malaga führt die AP 7 (Autopista 7) bis Algeciras. Von dort aus geht es 20km auf die einzige Straße die nach Tarifa führt, die Carretera Nacional N340. Landschaftlich wunderschön mit Blick auf den Felsen von Gibraltar, allerdings meist einspurig, sehr kurvig und im Sommer auch gut befahren. Vor allem ab Freitagmittag, wenn auch die Einheimischen aus den umliegenden Dörfern zu ihren Strandhäusern fahren.

Zum alltäglichen Leben bekommt man in Tarifa eigentlich alles was man braucht. Es gibt 3 große Supermärkte (Mercadona, Lidl u Dia Maxi), die Markthallte in der Altstadt für frischen Fisch, Obst und Gemüse und viele kleine lokale Läden wie Obsthändler, Fleischer, Bäcker etc.

95% aller Haushaltgegenstände, Werkzeug, Garten- u Bastelzubehör kann man in einem der Bazaare kaufen. Eine Freundin hat diesen in den Magic Chinese umgetauft, weil man wirklich zwischen Bratpfannen, Bettwäsche, Scheibenwischern, Blumentöpfen, Schulheften, Strandartikeln usw. alles findet was man braucht, man muss nur richtig suchen. Etwas problematischer wird es, wenn man etwas Spezielles benötigt.

Es gibt 2 sehr kleine Möbelgeschäfte, die von sehr beschränktem Preisleistungsangebot sind. Somit bin ich tatsächlich einmal für ein Badezimmerregal zu Ikea in Malaga http://www.ikea.com gefahren.

Auch ein Baumarkt, wie wir ihn aus Deutschland kennen, findet man in Tarifa nicht, aber es gibt die Ferreteria. Die muss man sich vorstellen wie ein Minibaumarkt. Das Personal dort ist wahnsinnig nett und zuvorkommend, man hat mir dort schon mal Schrauben von 3cm Durchmesser und 1m Länge durchgeflext, so dass ich die benötigten 4 Schrauben von 50cm Länge hatte, und das ohne Aufpreis.

Gut, manches muss man aber einfach im Baumarkt kaufen. Somit auf zu Leroy Merlin nach Los Barrios, 30 km von Tarifa entfernt. Hier findet sich ein riesiges Industriegebiet mit Media Markt, Decathlon, Jysk (die spanische Variante vom dänischen Bettenlager), Carrefour etc. Für eine einzige Sache lohnt sich allerdings die Fahrt nicht, somit wartet man dann meist bis man einige Besorgungen auf der Liste hat.

Und jetzt komme ich zu dem Brett!

Ich habe auf meinem Grundstück noch ein weiteres kleines Gebäude mit 3 Räumlichkeiten. Dies wurde ursprünglich mal als Pferdestall gebaut, meine Vormieterin, die Fitnesstrainerin war, hat es als Studio genutzt und ich wollte halt einen Gästebereich daraus machen. 2 der Räume haben allerdings keine richtigen Fenster. Somit hatte ich schon während der Renovierung aus großen Rahmen und Moskitonetzen Innenfenster gebastelt. Allerdings hätte ich gerne noch Fensterläden für den Außenbereich gehabt, die vor Nässe und Kälte schützen sollten. Wie der Zufall es wollte, habe ich ein passendes Brett auf dem Sperrmüll gefunden. Somit fehlte mir aber das Zweite.

Allerdings hatte ich keine Lust für ein einziges Brett nach Los Barrios zu fahren. Eine Schreinerei hatte ich bis dato in Tarifa noch nicht entdeckt und Google gab auch nichts her. Ich erinnerte mich, dass ich in einer Seitenstraße mal einen Glaser entdeckt hatte. Also bin ich hingefahren um zu fragen, ob er evtl. ein Brett hat. Er zeigte auf einen, in der Schlange vor der Werkstatt, wartenden älteren Herrn: „frag ihn, er hat Holz“. Also sprach ich den Mann einfach an. „Wie groß muss das Brett sein? Ok, habe ich da. Komm runter zum Hafen, in der Nähe der Guardia Civil zwischen der Bar X und der Bar XY ist ein großes Holztor, warte dort auf mich in 30 Minuten.“  

Ich erledigte meine anderen Pläne und fuhr dann zum Hafen. Ich fand tatsächlich dieses Tor, darauf ein Pappschild mit dem Namen Pepe und einer Telefonnummer, mit einfachem Kuli geschrieben. Unglaublich aber wahr, Pepe fuhr pünktlich vor, öffnete das Garagentor und die sich dahinter befindliche Schreinerei. Ich bekam mein Brett mit den gewünschten Maßen für kleines Geld und war glücklich.

Ein anderes Mal wurde ich auf der Suche nach einem Gästebett beim lokalen Elektrohändler fündig, der mir dieses auch noch frei  Haus lieferte.

So funktioniert Tarifa!!!! Du musst an den unmöglichen Orten nach dem gewünschten suchen, du findest es garantiert da, wo du es niemals vermuten würdest. Und auf dem Weg lernst du viele nette, hilfsbereite Menschen kennen.

Tarifa Playas – Die Strände von Tarifa

In Tarifa, an der kleinen Insel Isla de Las Palomas, treffen Mittelmeer und Atlantik aufeinander. Nur ein kleiner Steg trennt die beiden Meere.

Isla de Las Palomas, Tarifa

Playa Chica

Auf der linken Seite, in Nähe des Hafens, befindet sich die kleine Bucht Playa Chica. Hier badet ihr also im Mittelmeer. Man sagt, dass dieser Strand windgeschützter ist als die Atlantik Strände und deshalb bei Levante angenehmer ist. Ich muss gestehen, ich habe hier noch nie ein Sonnenbad genossen, weil mir persönlich der Strand zu klein ist. Aber es ist eine schöne Bucht mit direktem Blick auf Marokko.

Playa Chica

Los Lances Sur – der Stadtstrand

Der längste und breiteste Strand in Tarifa. Ihr findet ihn direkt an der Atlantik Seite der Isla de las Palomas. Mit über 7 km Länge und ca. 50 m Breite ein wundervolles Stück Natur. Außerhalb der Hauptsaison finden sich hier jegliche Art von Wassersportlern, besonders die für Tarifa bekannten Surfer und Kiter ein. Die Felsen der Isla de las Palomas sind auch bei Tauchern sehr beliebt. Und zum Sonnenuntergang sind selbstverständlich auch die Angler zur Stelle. Aber man kann hier auch aufgrund seiner Größe, ein entspanntes Sonnenbad nehmen, einen ausgedehnten Beachwalk machen, oder in einer der coolen Beachbars (zu den Beachclubs werde ich noch einen extra Beitrag veröffentlichen) bei guten Drinks und tollem Essen, einfach chillen.

Wer allerdings Unmengen von Sonnenliegen und Schirmen, Strand Animation oder Bananenboot bevorzugt, der wird hier nicht fündig werden. Tarifa ist Natur pur. Alle paar 100 Meter findet ihr einen der coolen Beachclubs, die auch ein paar Sonnenliegen anbieten, ansonsten liegt man hier im Sand oder bringt seine eigenen Liegen und Schirme einfach mit.

Los Lances Sur

Bei Levante allerdings, hat man während des Sonnenbads ein permanent Peeling inclusive. Mittlerweile weiß ich, dass man sich dann besser in die Dünen legt, oder einfach einen schönen Ausflug in die nähere Umgebung macht. Meist hält sich der Wind 2 bis 3 Tage und flacht dann ab. Gerade im Juli und August hat der Levante, der Wind aus der Wüste, hier gerne das ein oder andere Gastspiel.

Auch am Abend zum Sunset ist der Los Lances ein beliebter Treffpunkt. Die einen sind erst gar nicht heim gegangen, die anderen sind auf dem Weg in die Altstadt, Läufer joggen auf dem Passeo Maritimo, Hundebesitzer lassen ihre Lieben hier ausgiebig spielen und manchmal reitet auch der ein oder andere andalusische Reiter vorbei. Doch auch in all diesem Treiben spürt man den Tarifavibe, diese entspannte und friedliche Atmosphäre, manchmal auch begleitet von ein paar Gitarrenklängen der am Strand verweilenden Musiker.

Los Lances Sur

Los Lances Norte – La Pista

Am Los Lances Norte, von den Einheimischen „la Pista“ genannt, befindet sich der Hotspot der Kiteschulen. Täglich sind zwischen Beachbar Aqua und Waves Beach Bar die Kitelehrer mit ihren Schülern am Start. Hier ist der Sand etwas gröber als am Los Lances Sur und auf dem Weg zu seinem Platz muss man schon mal aufpassen, dass man nicht über die Leinen der Kites stolpert, aber dafür ist hier auch jede Menge los. Mein absoluter Favorit unter allen Stränden Tarifas.

La Pista, Los Lanches Norte

Ein paar Meter weiter findet sich der Reitstall Aventura Ecuestre, direkt am Hotel Dos Mares. Nach dem Motto „das Glück der Erde, liegt auf dem Rücken der Pferde“, kann man hier direkt am Strand langgaloppieren, durch Pinienwälder reiten und auch Wanderritte buchen. Ich habe es selbst schon ausprobiert und es war wirklich cool.

Valdevaqueros

Valdevaqueros, Tarifa

Hier ist während der Hauptsaison der Treffpunkt der erfahrenen Kiter. Wer hier dem Wind standhält, der beherrscht seinen Sport auf jeden Fall. Auch hier findet ihr wirklich gute Beachclubs wie das El Tumbao z.B., in denen es am Wochenende angesagte Beachpartys gibt.

El Tumbao, Valdevaqueros

Der einzige Nachteil sind hohe Parkgebühren während der Hauptsaison.

Valdevaqueros, Tarifa

Sehr gute Bewertungen hat der Camping Platz Torre de la Pena in der Nähe des Valdevaqueros erhalten. Hier treffen sich Kitesurfer aus aller Welt.

Punta Paloma Playa

Circa 9 km hinter Tarifa liegt die Punta Paloma. Direkt unterhalb der größten Wanderdüne Europas liegt die Playa de Punta Paloma. Ein wunderschöner Naturstrand, allerdings in der Hochsaison mit wenig Parkplätzen. Man muss schon Glück haben, um hier eine der wenigen Parkmöglichkeiten zu ergattern.

Playa de Punta Paloma

Über die Punta Paloma selbst werde ich in einem meiner nächsten Beiträge nochmals ausführlich berichten. Von daher sei hier an dieser Stelle nur erwähnt, dass ihr glasklares Wasser und sehr sehr feinen Sand vorfinden werdet. In der Hauptsaison ist hier allerdings viel los, deshalb gibt es hier auch Lifeguards, Getränkeverkäufer etc. Aber ein Besuch ist diese traumhafte Bucht auf jeden Fall wert.

Es gibt noch einige andere Stände in der näheren Umgebung, aber davon werde ich in einem der kommenden Beiträge berichten.

ES GEHT LOS – MEIN UMZUG NACH TARIFA

Anfang März nahmen meine Pläne endlich Gestalt an. Durch eine Freundin fand ich das für mich perfekte Haus in Tarifa. Ende April sollte es endlich losgehen. Doch meine Geduld wurde nochmals auf die Probe gestellt. Durch die weltweite Pandemie Covid-19 wurden Mitte März alle Grenzen geschlossen, so dass ich über 4 Monate in der Warteschleife saß. Nun ja, ich habe die Zeit sinnvoll genutzt und meinen Umzug gut vorbereitet. Über http://www.clicktrans.com fand ich den passenden LKW, der den Großteil meines Mobiliars zeitgleich transportieren sollte. (An dieser Stelle möchte ich diese Art des Transports nochmal empfehlen, gern kann ich auf Wunsch die Kontaktdaten meines wahnsinnig netten und zuverlässigen Fahrers mitteilen).

Am 30.06.20 ging es endlich los. Es lagen 2489 km vor uns. Wir, meine Freundin, die sich geopfert hat, diese Strecke mit mir zu fahren (ich werde ihr ewig dankbar dafür sein) und ich, hatten beschlossen, 2 Übernachtungen einzuplanen. Somit ging es am 1. Tag über die Niederlande und Belgien nach Frankreich. In Bordeaux machten wir nach 1124 km den 1. Stop und übernachteten im Hotel Altica Bordeaux Floriac www.altica.fr. Es liegt direkt an der Autobahn und ist dennoch ruhig gelegen, mit abgeschlossenem Parkplatz, so dass ein Entladen des Autos nicht nötig war. Wir wurden von sehr nettem Personal und sehr sauberen Zimmern empfangen und verbrachten eine erholsame Nacht dort.

Belgische Grenze
Frankreich
Bordeaux

Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung spanische Grenze zum Grenzübergang Bayonne. Vor uns lagen 993 km, quer durch Spanien. Ein wenig Aufregung verspürte ich schon, da wir einer der ersten sein würden, die die Grenze nach 4 Monaten Schließung überquerten. Wie erleichtert wir waren, als wir einfach durchgewunken wurden. Weiter ging es Rtg. San Sebastian, Bilbao, Valladolid, Burgos/Madrid nach Extremadura. Im Hotel https://www.hotelesacosta.com/ in Almendralejo gab es die 2. Übernachtung. Auch hier kann ich meine Empfehlung aussprechen. Tiefgaragenparkplatz, saubere Zimmer, sehr nettes Personal. Direkt gegenüber eine kleine Bodega in der wir super leckere Tapas und tollen Wein hatten.

San Sebastian

Nach dem Frühstück ging es zum Endspurt auf die letzten 367km Richtung Sevilla/Cadiz/Vejer de la Frontera nach Tarifa. Ein wenig erschöpft und voller Freude erreichten wir mein neues Zuhause gegen Mittag. Wie vereinbart wurden meine Möbel am nächsten Tag geliefert, so dass die ersten Tage mit Möbelaufbau, einrichten, streichen und putzen wie im Flug vergingen. Mit jedem neu aufgebauten Möbelstück fühlte ich mich meiner neuen Heimat verbundener und bis heute habe ich diesen Schritt nicht bereut. In den nächsten Beiträgen werde ich von den ersten Wochen in Tarifa und meinen Erfahrungen berichten.

Tarifa Puerto