Hier in Tarifa, am Anfang des Estrecho (der Straße von Gibraltar), legt täglich mehrmals die Fähre nach Marokko (Tanger) ab. Ich werde oft gefragt, ob sich diese Reise lohnt.
Ich bin in den vergangenen Jahren mehrfach übergesetzt, auf den anderen Kontinent und ich kann nur sagen: ja, es lohnt sich!
Es ist wirklich eine andere Welt und man muss es erlebt haben.
Zunächst einmal ein paar Eckdaten:
Selbstverständlich kann man eine geführte Tour bei einem der Reiseveranstalter buchen. Dies ist unkompliziert und man wird zu allen Sehenswürdigkeiten gebracht. Allerdings ist man auch meist gekennzeichnet durch einen Button der Reiseagentur auf dem Shirt und somit ein entsprechendes „Opfer“ der Händler in der Medina. Mit Button kostet wahrscheinlich alles das 5fache.
Ich bin immer auf eigene Faust rübergefahren und hatte nie schlechte Erlebnisse. Man kauft im Hafen von Tarifa eine Fahrkarte für Hin- und Rückreise und bekommt das Formular für das Tagesvisum direkt dazu. Die Kosten liegen derzeit bei ca. 70€. Das Formular ist auf spanisch und englisch, so dass es eigentlich jeder ausfüllen kann. Ein gültiger Reisepass ist Pflicht. Die Fahrt mit der Fähre dauert ca. eine Stunde und während der Reise holt man sich an Bord den Stempel für die Einreise. Bitte beachten, dass Marokko eine Zeitverschiebung von 1er Stunde hat, damit man nicht die letzte Fähre zurück verpasst.
Im Hafen von Tanger angekommen erwarten einen mit 100prozentiger Sicherheit schon die ersten, etwas aufdringlichen „Reiseführer“. Doch wer konsequent bleibt, der hat auch schnell Ruhe und kann seinen Weg alleine gehen. Wenn man plant, dort eine Shoppingtour zu machen, dann ist es ratsam, direkt am Hafen in den Wechselstuben Geld zu wechseln. Der Preis in Euro wird sicherlich höher ausfallen.
Den einen Kilometer zur Medina kann man ganz problemlos zu Fuß gehen. Sobald man das erste Tor passiert hat, fühlt man sich wirklich wie in einer anderen Welt. Zunächst einmal muss man auf den Verkehr aufpassen. Es gibt dort kleine Transporter mit nur einem Vorderrad die mit Höchstgeschwindigkeit durch die Straßen brettern. Da hilft nur zur Seite springen. In der Medina findet man unzählige kleine Läden mit Silberschmuck, Lederwaren, Teppichen, Porzellan, Körben, Gewürzen und Heilpflanzen. Überall riecht es nach Minze, Curry, Zimt und allerlei anderen Gewürzen und Pflanzen. Handeln ist ein unbedingtes „Muss“ und ich würde empfehlen, nicht gleich zu kaufen sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt. Silberschmuck wird übrigens gewogen. Der Preis wird nach Gewicht berechnet.
Klar wird man angesprochen und klar laufen bettelnde Kinder einem hinter her und wollen Kaugummi usw. verkaufen. Aber es liegt an jedem selbst, wie er damit umgeht. Ich haben den Kindern nichts abgekauft, ihnen aber gerne ein paar Münzen geschenkt, damit sie sich etwas zu trinken kaufen können. Das tut niemandem weh und man muss auch keine Angst haben, dass danach Scharen von Kindern auf einen zu kommen.
Der Wochenmarkt findet in Tanger auf dem Boden statt. Die Händler tragen über ihren Kopftüchern noch bunte Hüte und sitzen mit ihren Waren wie Kartoffeln, Gemüse, Salat und Obst auf dem Boden der engen Gassen. Es gibt allerdings auch eine Markthalle, die vom Geruch her nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Menschen ist. Da hängt schon mal das ein oder andere Tier mit abgezogenem Fell am Haken. Mein Ding ist diese Halle eher nicht.
Ein Getränk kann man in der Regel in allen Restaurants in der Medina zu sich nehmen. Vielleicht sollte man auf die Eiswürfel verzichten, aber ansonsten völlig unproblematisch. Auch die sanitären Anlagen haben einen guten Standard.
Die Öffnungszeiten der Geschäfte sind in Tanger so wie in Spanien. Um 14.00h schließt alles und öffnet um 17.00h wieder. Ich würde als Reisetag nicht unbedingt einen Freitag empfehlen, da der Freitag in moslemischen Ländern unserem Sonntag gleichkommt und ab 14.00h der Muezzin zum Freitagsgebet ruft. Dann ist alles andere geschlossen.
Ansonsten sollte man sich nicht über die vielen Schafe mitten in der Stadt wundern, Sie werden häufig mitten durch die Altstadt getrieben. Auch, dass das ein oder andere Hostal die Handtücher auf einem Wäscheständer mitten in der Fußgängerzone trocknet, gehört zum Stadtbild.
Eine kleine Pause kann man sich in einem wunderschönen Park am Ende der Medina gönnen. Dort kann man ungestört in mitten der Einheimischen auf der Wiese im Schatten unter einem Baum sitzen und einen Snack zu sich nehmen. Unbedingt mal eine Cola mit arabischem Schriftzug kaufen.
Die Neustadt beginnt hinter der Medina auf der linken Seite. Ein Paradies für Plagiat Fans. Wer sich dort ausleben möchte sollte allerdings nicht vergessen, dass diese Waren auch noch weitere Grenzen bis zum Heimatort passieren müssen.
Alles in allem kann ich wirklich nur empfehlen, diese Reise in eine andere Welt zu unternehmen. Wann hat man schon mal die Möglichkeit einen Tag auf einem anderen Kontinent zu verbringen?