Monat: Juni 2023

Saca de las Yeguas

El Rocio / Almonte

El Rocio

Die meisten Touristen verbinden Spanien mit Sonne, Strand und Meer. Dabei hat gerade Andalusien soviel mehr zu bieten. Zum Beispiel den Nationalpark Coto de Doñana zwischen Huevla und Sevilla mit einer Größe von 54.000 Hektar und unzähligen Ökosystemen, Lagunen, Wanderdünen, Steilküsten, unberührten Stränden. Hier leben ca. 250 Vogelarten, Wildschweine, Hirsche, der Pardelluchs und die Marismeños, die spanischen Wildpferde, über die ich heute erzählen werde.

Einmal im Jahr, am 26. Juni gibt es den Auftrieb der Wildpferde, die Saca de las Yeguas. Die 500 Jahre alte Tradition beginnt am Tag zuvor an dem sich alle Reiter in der Donana einfinden und dort auch mit ihren Pferden übernachten. Dann reiten die ersten Spähtrupps aus und erkunden die Standorte der Herden. In den frühen Morgenstunden beginnt der Auftrieb. 

Ich bin zufällig auf dieses wirklich sehenswerte Event gestoßen und wollte es unbedingt live erleben. Von Tarifa aus sind es 320 km bis El Rocio, somit sind wir einen Tag eher angereist. El Rocio ist ein wunderschönes kleines weißes Städtchen, direkt an einer Lagune der Donana gelegen. Die Besonderheit ist, dass es hier keinen Asphalt gibt. Alle Straßen sind Sandwege und vor den Geschäften findet man Anbindebalken falls man zu Pferd einkaufen möchte. Es erinnert an die Fassade einer Westernstadt irgendwo in Texas. Auch die Temperaturen sind Texas ähnlich. Am frühen Morgen haben wir schon um die 40 Grad und langsam füllen sich die Straßen mit Zuschauern.

EL ROCIO

Wir haben uns einen Platz im Schatten auf einer Grünfläche mit Bäumen gesucht. Aus einem Lautsprecher erklingen Flamencoklänge und die erste Vorhut der Reiter kommt an.

Saca de las Yeguas

Die Stimme aus dem Lautsprecher kündigt die erste von insgesamt 8 kleinen Gruppen an. Es ist nichts abgesperrt, wir stehen im Sand direkt an der Straße und es ist wirklich spannend. Dann fliegt der Staub, die erste Gruppe trifft ein. Es ist alles sehr ruhig und entspannt. Die Fohlen laufen mit ihren Müttern völlig relaxt an uns vorbei. Auch die Reiter sind sehr entspannt, teilweise reiten sie mit Hackamore (ohne Gebiss) und einige sogar komplett zügellos, nur mit Halsring. Auch einige kleine Kinder reiten mit, vielleicht 5 o 6 Jahre alt. Nach und nach ziehen die Gruppen an uns vorbei. Der Staub klebt auf der Haut und wir suchen uns ein schattiges Plätzchen auf der Terrasse einer Bar und genießen erstmal eine kalte Cola.

– Saca de las Yeguas –
*Saca de las Yeguas*

Dann fragen wir uns durch, an welchem Ort wir die Pferde jetzt finden können. Man erklärt uns den Weg in einen Pinienwald Richtung Almonte. Dort befindet sich ein riesiges Gatter in dem alle Pferde vereint stehen. Man erklärt uns, dass es in diesem Jahr 1300 Pferde und 900 Reiter sind. Jedes Pferd hat ein Brandzeichen. Da es so viele verschiedene Brandzeichen sind, fragen wir nach. Wir erfahren, dass jede Ganadad ihr eigenes Brandzeichen hat. Die verschiedenen Ganadades sind die Paten der Donana Stuten und somit die Besitzer der kleinen Hengstfohlen, die bei dieser Gelegenheit aus der Herde sortiert werden. Dies ist der eigentliche Sinn des Auftriebs. Da eine Herde nur einen Hengst haben kann, weil sich diese, sobald sie geschlechtsreif sind, gegenseitig töten würden. Im großen Gatter sieht man die Männer der verschiedenen Ganadades umherlaufen um ihre Pferde zu sichten. Auf der anderen Seite des Pinienwaldes sind die Reitpferde angebunden, überall stehen Planwagen mit Getränken und Essen der einzelnen Ganadades. Wir wissen jetzt, dass wir im nächsten Jahr ebenfalls Stühle, Getränken und Proviant mitnehmen müssen. Die Leute sind sehr nett und erklären uns viel über die nächsten Schritte und den nächsten Tag.

SACA DE LAS YEGUAS
-SACA DE LAS YEGUAS – ALMONTE

Am Abend, gegen 19.30h beginnt der Auftrieb nach Almonte ins Viehgehege Huerta La Cañada. Dort werden die Pferde in den ca. 20 Gattern untergebracht und erstmal nach Brandzeichen sortiert.

Am nächsten Morgen geht es schon im Morgengrauen los. Da beginnt die gesundheitliche Kontrolle sowie die Zählung der Herde. Mähnen und Schweife werden geschnitten, die Fohlen gechipt und das Brandzeichen gesetzt. Die ersten Verkäufe der kleinen Hengste finden schon jetzt statt. Am nächsten Tag findet aber noch eine Bewertung in 4 Gruppen nach Reinrassigkeit statt und die entsprechenden Dokumente werden erstellt. Für den Rest der Herde geht es zurück in die Donana um ein weiteres Jahr in Freiheit zu leben. Meines Erachtens geht es hier nicht um „Business“, es dient einzig und allein dem Erhalt und der gesundheitlichen Überwachung der Herde.

Almonte Pferdemarkt
Pferdemarkt Almonte
Almonte

Man sagt, die Marismeños sind die spanischen Urpferde und Columbus habe einige damals mit nach Amerika genommen. Der amerikanische Mustang ist somit ein Nachkomme der Marismenos.

Abschließend kann ich nur sagen, dass es sich lohnt, den Weg, die Hitze und den Staub in Kauf zu nehmen. Dieses Event ist etwas ganz Besonderes und ich musste mich stark zurückhalten, um jetzt nicht die neue Besitzerin eines kleinen Hengstfohlens zu sein.

Zu El Rocio möchte ich noch folgendes ergänzen: Eigentlich ist El Rocio für die Romeria bekannt. Die Pilgerfahrt zu Pfingsten. Dort sammeln sich 1 Million Menschen um die Wallfahrt traditionell zu feiern. Da El Rocio ca 2.000 Einwohner hat und an diesen Tagen zur drittgrößten Stadt Spaniens wird, ist es wahrscheinlich auch ein sehr sehenswertes Fest.

El Rocio – Laguna de Coto Donana