Feria Virgen de la Luz
Jedes Jahr am 01.Samstag im September beginnt die traditionelle Feria de Tarifa. Schon Wochen vorher wird es sehr geschäftig in der Stadt. Alles wird herausgeputzt, auf dem Festplatz beginnen die ersten Aufbauten der Casetas (Festzelte) und dem dazugehörigen Rummelplatz. In der ganzen Stadt wird Festbeleuchtung angebracht. Man spürt überall die Vorfreude auf diese spektakuläre Woche.
Aber zunächst erstmal etwas zur Geschichte der Feria: Jede Stadt hier in Andalusien hat eine Schutzpatronin oder einen Schutzpatron. In Tarifa ist es die Virgen de la Luz (die Jungfrau des Lichts). Diese steht das ganze Jahr über im ca. 9 km entfernten Santuario (Kloster) und wird am ersten Sonntag im September traditionell in die Stadt gebracht. Seit 1914 wird dieser Zug von unzähligen Menschen und Reitern in traditioneller Tracht mit ihren Pferden begleitet. Bis zum Jahr 2000 war es ausschließlich den Männern vorbehalten, bei diesem großen Ereignis mitzureiten. 3 mutige Frauen haben sich in dem Jahr gewagt, mit zu reiten. Es muss ein großes Spektakel gewesen sein, was sich dort damals ereignet hat. Nicht jeder war erfreut über diese mutigen Reiterinnen. Aber letztendlich haben die Damen sich durchgesetzt und heute reiten Frauen genauso wie Männer bei der Cabalgata mit.
Für die Männer der Stadt ist es eine große Ehre, die überlebensgroße Statue den ganzen Weg bis zur Kirche San Mateo unten in der Stadt tragen zu dürfen.
Schon Wochen vorher sieht man die Reiter, wie sie mit ihren Pferden den Nachtritt üben. Einer meiner Nachbarsjungen, ca. 14 Jahre alt, ist den ganzen Sommer jeden Abend stundenlang geritten und erst im dunklen mit Taschenlampe zurückgekommen.
Am Festtag startet die Cabalgata in den Nachmittagsstunden am Kloster. Der Weg dauert ca 5 Stunden und führt teilweise über die Nationalstraße N340 (die einzige Verbindung zwischen der Costa del Sol und der Costa de la Luz), welche eigens für die Prozession für 1 bis 2 Stunden gesperrt wird. Er führt durch die ganze Stadt und durch die kleine Puerta de Jerez in die Altstadt bis hinunter zur Kirche San Mateo. Auf dem gesamten Weg stehen unzählige Menschen aus der gesamten Provinz um die Virgen und ihr Gefolge willkommen zu heißen.
Die meiste Gänsehaut bereiten mir die mitreitenden Kinder. Teilweise sind sie nicht älter als 4 oder 5 Jahre. So ein Festtag beginnt auch für sie schon in den Morgenstunden mit dem Putzen des Pferdes. Teilweise noch mit langer Anfahrt. Spätestens am Mittag machen sich die Reiter auf den Weg zum Treffpunkt am Santuario. Nach Ankunft an der Kirche gibt es noch eine Predigt unter freiem Himmel und dann reitet jeder Reiter noch mal mit einer Verbeugung an der Virgen de la Luz vorbei. Erst danach wird der Rückweg angetreten. Es sind mindestens 12 Stunden und davon mindestens 10 Stunden im Sattel. Jeder der schon mal auf einem Pferd saß, weiß was das heißt.
Im Anschluss an die Andacht geht es auf den Festplatz. Alle machen sich hübsch zur Feria. Es gibt schon Wochen vorher keine Friseur- oder Maniküre Termine mehr. Viele Frauen und Mädchen tragen die traditionellen Flamenco Kleider. Jeder, wirklich jeder ist voller Freude und es wird getanzt, gelacht und getrunken bis zum nächsten Morgen. (Und ich meine wirklich „Morgen“, die Zelte sind an bestimmten Tagen bis 6.30 h geöffnet)
Eine ganze Woche wird spektakulär gefeiert. Die Stadt ist voller Menschen und es gibt ein Festprogramm für jeden einzelnen Tag.
Unter anderem findet ein Reitwettbewerb am Strand statt. Dazu finden sich alle Teilnehmer mit Pferd am Los Lances statt. Es gibt ein Rennen und einen Geschicklichkeitswettkampf bei dem Bänder von einem eigens aufgestellten Bänderbaum mit einem Stab geholt werden müssen.
Am 08.September gibt es noch einen lokalen Feiertag. Der „Dia del Caballo“ (der Tag des Pferdes). Es ist wunderschön anzuschauen, wie sich Reiter und Pferde auf dem Festplatz präsentieren. Es geht schon mittags los und dauert bis zum Abend. Immer wieder kommen neue Reiter hinzu und in den Zelten wird gegessen, gelacht und getanzt. Auch hier sind die Kinder wieder involviert, reiten entweder selbst in traditioneller Kleidung oder werden mit in den Sattel genommen. Und der ein oder andere Reiter reitet mit seiner Freundin im „Gitana Kleid“ zusammen auf den Festplatz.
Am Sonntag darauf wird die Virgen de la Luz nach einer Andacht in den Abendstunden mit einer Prozession wieder zurück zum Kloster gebracht. Einige Frauen tragen eine Mantilla, ein schwarzer Kopfschmuck mit einem langen Spitzenschleier. Um genau 0.00h endet die Feria mit einem riesigen Feuerwerk, welches über ganz Tarifa zu sehen ist.
Es war eine tolle Woche die einen in eine Welt der alten Traditionen eintauchen lassen hat. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich freue mich auf`s nächste Jahr.